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4 min 2024-09-26

Umstrittene Verse im Koran und mögliche Erklärungen

Einführung

Vor allem im Westen wird der Koran häufig kritisch beäugt. Auch wenn viele diese Texte nicht kennen, gibt es durchaus laute Stimmen an Islamkritikern wie Michael Stürzenberger. Dadurch gibt es jetzt Muslime, die sich zu Wort meldeten und diese kritischen Koranverse erläutern.

Die Verse

Koran Sure 4, Vers 34

„Die Männer stehen den Frauen in Verantwortung vor, weil Allah die einen vor den anderen bevorzugt hat und weil sie von ihrem Vermögen hingeben. Die rechtschaffenen Frauen sind die gehorsamen, die in Abwesenheit (des Mannes) mit Allahs Hilfe das, was zu schützen ist, schützen. Und jene, von denen ihr Widerspenstigkeit befürchtet, ermahnt sie, vermeidet sie im Ehebett und schlagt sie. Wenn sie euch dann gehorchen, so unternehmt nichts gegen sie! Allah ist erhaben und groß.“

Hier wird auf eine mehrdeutige Übersetzung des Wortes „schlagen“ verwiesen. Das arabische Wort „ضرب“ (daraba) kann auch „räumlich meiden“ bedeuten. Einige Muslime sehen hier somit keinen Aufruf, die Hand zu erheben, sondern die Abschottung. Verschiedene Rechtsschulen unterstreichen dies. Dennoch gibt es auch Muslime, die dies nicht als Grundlage für häusliche Gewalt nehmen, dennoch sagen, dass man der Auflistung entnehmen kann, dass man als letztes Mittel mit „richtendem“ Schlagen hantieren darf.

Wichtig ist zu erwähnen, dass grundsätzlich im Islam an verschiedenen Stellen von Gewaltfreiheit in der Familie gesprochen wird.

Koran Sure 2, Vers 191

„Und tötet sie, wo immer ihr auf sie stoßt, und vertreibt sie, von wo sie euch vertrieben haben; denn Verführung (zum Unglauben) ist schlimmer als Töten. Und kämpft nicht gegen sie bei der heiligen Moschee, bis sie dort gegen euch kämpfen; wenn sie aber gegen euch kämpfen, dann tötet sie. Solcherart ist der Lohn der Ungläubigen.“

Dieser Vers wird oft als Rechtfertigung für Gewalt gegen Ungläubige interpretiert. Allerdings beziehen sich viele muslimische Gelehrte darauf, dass dieser Vers im historischen Kontext der Verteidigung gegen Verfolgung und Vertreibung der frühen Muslime durch die Mekkaner zu sehen ist. Es wird betont, dass es sich um eine spezifische Situation handelt und nicht als generelle Aufforderung zur Gewalt verstanden werden sollte.

Koran Sure 9, Vers 5

„Und wenn die heiligen Monate abgelaufen sind, dann tötet die Götzendiener, wo ihr sie findet, und ergreift sie, belagert sie und lauert ihnen auf jedem Weg. Wenn sie aber bereuen und das Gebet verrichten und die Abgabe entrichten, dann lasst ihren Weg frei. Allah ist allvergebend und barmherzig.“

Dieser Vers wird oft als „Schwertvers“ bezeichnet und dient ebenfalls oft als Grundlage für Gewaltinterpretationen. Auch hier verweisen muslimische Gelehrte darauf, dass der Vers im Kontext eines spezifischen historischen Konflikts steht, in dem die Muslime von ihren Gegnern bedroht wurden. Es wird argumentiert, dass der Vers nicht als allgemeiner Befehl zur Gewalt gegen Nichtmuslime verstanden werden sollte.

Einordnung und Schlussfolgerung

Die kritischen Verse im Koran werden oft aus dem Zusammenhang gerissen und ohne historische und textliche Kontexte interpretiert. Viele muslimische Gelehrte und Gemeinschaften setzen sich für eine friedliche und gewaltfreie Interpretation und Anwendung dieser Texte ein. Sie betonen, dass der Islam grundsätzlich eine Religion des Friedens ist und Gewalt nur als letztes Mittel in spezifischen, extremen Situationen gerechtfertigt sein kann.

Durch das Verständnis des historischen Kontextes und die mehrdeutigen Bedeutungen bestimmter Begriffe kann ein differenzierteres Bild entstehen, das zu einem besseren interkulturellen Verständnis beiträgt. Es ist wichtig, die komplexe und vielschichtige Natur religiöser Texte zu berücksichtigen und sich nicht auf vereinfachende und pauschalisierende Interpretationen zu stützen.

Islam, Religion
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