Wirken die Sanktionen gegen Russland?
Der russisch-ukrainische Krieg begann am 21. Februar 2022, als Putin entgegen dem Minsker Friedensabkommen Gebiete in der Ostukraine, Donezk und Luhansk, für unabhängig erklärte und den Weg für einen Einmarsch in diese Gebiete ebnete [Q1]. Zwei Tage später, noch vor dem ersten Schusswechsel am 24. Februar 2024, verabschiedete die EU das erste Sanktionspaket "als Reaktion auf die Anerkennung [...] und die Entsendung von Truppen in die Region durch Russland". [Q2]
Sanktionspakete verabschiedet und zahlreiche Anpassungen vorgenommen. Nun stellt sich die Frage: Funktionieren sie? Hier werden die Teilbereiche beleuchtet: Was haben sie in Russland bewirkt? Wen haben sie am meisten getroffen? Was haben sie Deutschland gekostet? [Q3]
Russische Wirtschaft
Fossile Brennstoffe
Die wohl bekannteste und am meisten diskutierte Sanktion ist der Lieferstopp von Öl/Gas aus Russland. Hier kann man am deutlichsten erkennen, wenn man die Exporterlöse Russlands von Pipeline- und LNG-Gas betrachtet, dass die Erlöse sinken. Auch beim Öl sinken die Beträge leicht. Der Grund dafür werden wohl die europäischen Sanktionen sein.
Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass Russland weniger Finanzmittel durch Steuereinnahmen aus diesen Exporten zur Verfügung stehen und damit auch weniger für Kriegsgüter.
Quelle: https://energyandcleanair.org/september-2024-monthly-analysis-of-russian-fossil-fuel-exports-and-sanctions/ Centre for Research on Energy and Clean Air - CREA
Steigen dadurch die Preise in Deutschland?
Es liegt auf der Hand, dass eine solche Maßnahme, wenn Russland zu den billigsten Lieferanten gehört, auch einen selbst treffen kann. Muss man Gas und Öl aus teureren Quellen beziehen, trifft es die Bevölkerung - aber ist das der Fall?
Auch hier gibt ein Blick auf die Zahlen schnelle Antworten. Ende 2024 zahlt man in Deutschland für Gas im Durchschnitt 71 Prozent des Preises zu Kriegsbeginn, und für etwa 9 Monate (vom 24. Juni bis zum 3. Januar) sind die Preise stark gestiegen.
Beim Heizöl stiegen die Kosten für etwa 11 Monate (28. Februar bis 28. Januar) stark an und man zahlt Ende 2024 etwa 97 % dessen, was man zu Kriegsbeginn bezahlte.
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/energiemonitor-strompreis-gaspreis-erneuerbare-energien-ausbau
Sind die Sanktionspakete Schuld am Anstieg?
Es ist also offensichtlich, dass die Preise vor 11 Monaten unerwartet stark angestiegen sind und jetzt unter Kriegsniveau liegen. Nun stellt sich die Frage, woran die Sanktionspakete schuld sind.
Das Dashboard Deutschland zeigt, woher unsere Gasimporte kommen. Hier sind 4 deutliche Brüche zu erkennen.
- 12. Juni - 17. Juni (grün) Erste Drosselung der Gasimporte
- 12. Juli - 20. Juli (Blau) Kurzzeitiger Null-Gasimport für acht Tage
- 27. Juli (Orange) Zweite Kürzung der Gasimporte
- 31. August (Rosa) Vollständiger Importstopp
Legt man die Preisentwicklung und die Importentwicklung übereinander, so zeigt sich ein Zusammenhang. Ob es sich tatsächlich um einen Zusammenhang handelt, kann nicht eindeutig bestätigt werden. Es lässt sich aber klar sagen, dass mit dem ersten Importstopp die Preise gestiegen sind. Beim Importstopp 2 stagnierten die Preise kurzzeitig, mit der Wiederaufnahme und der anschließenden Drosselung stiegen die Preise wieder stark an. Mit dem endgültigen Importstopp bei 4 beginnen die Preise kontinuierlich zu sinken.
Fazit: Der erkennbare Zusammenhang zwischen dem Importstopp aus Russland und der damit verbundenen Preisstagnation und dem Preisverfall sowie der Wiederaufnahme der Gasimporte, wenn auch in geringeren Mengen und dennoch stark steigenden Preisen, lässt den Schluss zu, dass der Import von russischem Gas immer teurer wurde. Ob dies auf die russischen Preise oder auf die bestehenden Importschwierigkeiten zurückzuführen ist, konnte nicht festgestellt werden.