7 min 2024-09-10

Veganismus im Christentum: Eine Pflicht?

Veganer entscheiden sich zum Verzicht auf jegliche tierischen Erzeugnisse, sei es in der Nahrung oder in Konsumprodukten. Ihr Verständnis ist, dass Tiere als Individuen geachtet werden sollten und dass man ihnen, sofern man nicht selbst in Gefahr ist oder es anderweitig unmöglich ist, das Leben schenken sollte.

Das Christentum und andere Religionen bieten nicht selten einen Diskurs zwischen Veganern und Christen: Wo liegt oder gibt es eine absolute Moral? Wann endet das Vertrauen in Gott und sollte der menschliche Verstand einsetzen?

Häufig konzentriert man sich auf nur einen der drei Wege zur Überzeugung von religiösen Gläubigen:

  1. Begründung mit Schriften
  2. Appell an die Menschlichkeit
  3. Widerlegung der Religion

In diesem Artikel geht es jedoch um den ersten, meist effektivsten Weg. Dies ist eine Sammlung der Verse, die aus veganer Sicht klar darauf hinweisen, dass Christen in der heutigen Zeit vegan leben müssten.

Grundsatz

Als Grundlage des Diskurses muss festgehalten werden, dass Veganer das Sterben von Milliarden Tieren im Jahr beenden wollen, an dem jeder Nicht-Veganer beteiligt ist.

Im ersten Fall, wenn man hungrig auf einer einsamen Insel ohne Alternativen oder bei einem Angriff ist, liegt es im moralischen Verständnis des veganen Ansatzes, dass es dennoch akzeptabel sein kann, einem Tier das Leben zu nehmen.

Verurteilt werden auch nicht alle Generationen, die praktisch noch keinen Supermarkt hatten, in dem Gemüse, Obst, Samen, Hülsenfrüchte und Co. einfach und günstig zugänglich waren und nicht mühsam gesammelt werden mussten. Ebenso werden Generationen nicht verurteilt, die sich aufgrund der damaligen Sachlage noch nicht sicher sein konnten, wie es heute mit den Stellungnahmen der wichtigsten Ernährungsfachgesellschaften aussieht, die klar machen, dass Veganismus in jeder Lebenslage, von Baby bis Extremsportler, problemlos möglich ist und häufig von Vorteil ist. Q1

Dies ist wichtig zu verstehen, denn aus einer veganen Sicht spricht die Bibel dies ähnlich an: Der Konsum an sich ist nicht das Problem. Doch nach heutigen Möglichkeiten und Kenntnisstand gibt es klare Hinweise, dass Veganismus nicht mehr nur eine Möglichkeit ist.

1.Mose 1:29

Und Gott sprach: Sehet da, ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen, auf der ganzen Erde, und alle Bäume mit Früchten, die Samen bringen, zu eurer Speise.

In der Schöpfungsgeschichte spricht Gott den Menschen ausschließlich die Pflanzen und Bäume sowie ihre Erzeugnisse wie Bohnen, Samen, Hülsenfrüchte, Obst und Gemüse zu. Der vorherige Vers, der besagt, dass die Menschen über die Tiere herrschen sollen, wird von Veganern häufig ähnlich interpretiert: dass wir unser Moralverständnis, das Tiere nicht besitzen, nutzen sollen, um ihnen Gutes zu tun. Jedoch ist es nicht möglich, aus dem „Herrschen“ eine Schlussfolgerung zum Verzehr der Tiere zu ziehen.

Daniel 1:8 - 1:17

In der Geschichte entscheiden sich Daniel und seine Freunde in der Gefangenschaft, auf königliche Speisen zu verzichten und nur Gemüse zu essen sowie Wasser zu trinken. Es wird anschließend berichtet, dass sie dadurch gesünder aussahen.

Römer 14:17 - 14:23

Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist. [...] Zerstöre nicht um der Speise willen Gottes Werk. [...]

Hier wird klar betont, dass Gerechtigkeit und Frieden einen höheren Wert haben als Speisen. Im Umkehrschluss kann daraus gefolgert werden, dass in einer Zeit, in der klar ist, dass eine vegane Ernährung problemlos in jeder Lebensphase, von Baby bis Extremsportler, möglich ist und häufig von Vorteil, der vegane Weg der gerechtere und friedvollere ist. Somit wird das Prinzip "Jeder darf essen, was er möchte" ungültig.

[..] Es ist besser, du isst kein Fleisch und trinkst keinen Wein und tust nichts, woran dein Bruder Anstoß nimmt. [...]

Auch wird klargemacht, dass auf Veganer bzw. generell auf die Mitspeisenden Rücksicht genommen werden muss. Wer sich dazu entscheidet, vegan zu leben, und das ist einwandfrei nach der Bibel möglich, verdient Rücksichtnahme durch Verzicht seitens der anderen, nicht umgekehrt.

[...] Wer aber zweifelt und dennoch isst, der ist schon verurteilt, denn es kommt nicht aus dem Glauben. Was aber nicht aus dem Glauben kommt, das ist Sünde.

Der Vers sagt eindeutig aus, dass Menschen mit Gewissensbissen, beispielsweise aufgrund von Filmen wie Dominion mit Videoaufnahmen aus Missständen in Schlachthäusern, generell Material aus Schlachtungen oder moralischer Unklarheit, keine tierischen Erzeugnisse mehr konsumieren dürfen.

Jesaja 11:6 - 11:9

[6] Da wird der Wolf beim Lamm wohnen und der Panther beim Böcklein lagern. Kalb und Löwe werden miteinander grasen, und ein kleiner Knabe wird sie leiten. [7] Kuh und Bärin werden zusammen weiden, ihre Jungen beieinanderliegen, und der Löwe wird Stroh fressen wie das Rind. [8] Und ein Säugling wird spielen am Loch der Otter, und ein kleines Kind wird seine Hand ausstrecken zur Höhle der Natter. [9] Man wird weder Bosheit noch Schaden tun auf meinem ganzen heiligen Berge; denn das Land ist voll Erkenntnis des HERRN, wie Wasser das Meer bedeckt.

Im Zusammenhang mit dem zuvor angesprochenen Vers Römer 14:17 ist diese Stelle für viele Veganer der Beweis, dass Veganismus das Endziel der Christen ist. Der "heilige Berg" hier ist eine prophetische Darstellung des messianischen Friedensreiches, welche als Symbol für die transformative Kraft der göttlichen Gerechtigkeit und des Friedens gesehen wird, die durch den kommenden Messias gebracht wird. Unter den jüngsten Erkenntnissen von Ernährungsfachgesellschaften, dass Veganismus in jeder Lebensphase, von Baby bis Extremsportler, möglich ist, kann es ein eindeutiger Beweis sein, heute schon so leben zu sollen.

1.Korinther 8:8-9 & 8:12-13

[8] Aber die Speise macht’s nicht, wie wir vor Gott stehen. Essen wir nicht, so fehlt uns nichts, essen wir, so gewinnen wir nichts. [9] Seht aber zu, dass diese eure Freiheit für die Schwachen nicht zum Anstoß wird. [...]

[12] Wenn ihr aber so sündigt an den Brüdern und Schwestern und verletzt ihr schwaches Gewissen, so sündigt ihr an Christus. [13] Darum, wenn Speise meinen Bruder zu Fall bringt, will ich nimmermehr Fleisch essen, auf dass ich meinen Bruder nicht zu Fall bringe.

Erneut wird im 1. Korintherbrief erwähnt, dass es keinen Zwang gibt, Fleisch zu essen, insbesondere Fleisch, das von Andersgläubigen geschlachtet wurde. Man sollte Rücksicht auf die verzichten, die auf Fleisch verzichten, und seine Freiheit zurückstellen.

Die Übersetzungen stammen aus der Lutherbibel 2017 (LUT) und wurden zusätzlich anhand der Urtexte in Hebräisch und Koine-Griechisch überprüft.

Veganismus, Religion, Christentum, Ethik
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