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Islamistische Anschläge in Relation zu Wahlen
10 min 2025-04-28

Islamistische Anschläge in Relation zu Wahlen

Am 13.02.25 wurde von Jörg H. Trauboth (Sicherheitsexperte) erstmals vor größerem Publikum die Möglichkeit angesprochen, dass die kürzlichen, scheinbar islamistischen Anschläge womöglich auch von anderen Akteuren ausgehen, um politische Interessen durchzusetzen. [YouTube: Phoenix Sendung]

Diese These leitet er aus einer Häufung von Anschlägen gerade vor Wahlen ab. Er zieht einen Vergleich zu Hackerangriffen auf Unternehmen vor bestimmten Ereignissen: Während ein einzelner Fall als Zufall gewertet werden könnte, sollte man sich bei einer ungewöhnlichen Häufung fragen: „Cui bono?“ – also, wem nützt es? Er plädiert dafür, dies genauer zu untersuchen.

Im folgenden Artikel wird geprüft, inwieweit diese These standhaft ist.

Tatsächliche Relation

Zunächst muss geprüft werden, ob diese Annahme überhaupt durch die Daten gestützt wird. Dazu wurden islamistische Terroranschläge mit Todesfolge aus unserer Datenbank [Clarify Wiki: Politisch motivierte Morde] in einem Zeitstrahl mit Wahlen von besonderer Relevanz für den Rechtspopulismus dargestellt.

Islamistische Anschläge in Relation zu Wahlen

Die Grafik zeigt ein klares Muster: Besonders in den Jahren 2024 und 2025 ereigneten sich Anschläge unmittelbar vor wichtigen Wahlen. Um sicherzustellen, dass diese Verteilung nicht zufällig ist, wurde der betrachtete Zeitraum ausgeweitet. Dabei bestätigte sich die Irregularität: In den zwei Jahren davor, als es keine für rechtspopulistische Parteien relevanten Wahlen gab, fanden keine vergleichbaren Anschläge statt.

Zudem lässt sich feststellen, dass bereits vor der Bundestagswahl 2021 – einer Wahl, die weniger stark von rechtspopulistischen Themen geprägt war – ebenfalls ein Anschlag wenige Monate zuvor verübt wurde. Dies legt nahe, dass eine systematische Untersuchung dieser Muster notwendig ist.

"Cui bono?"

Hinsichtlich des kausalen Auftretens und einer klaren Auswirkung solcher Anschläge auf die Themen von Debatten vor der Wahl und das schlussendliche Ergebnis ist die Frage „Wem nützt es?“ nicht nur berechtigt, sondern auch relevant zur Ursachenbekämpfung.

Hier fehlt nun die umfassende wissenschaftliche Analyse von Postings zur Wahl nach und vor solchen Anschlägen sowie dem Wandel des öffentlichen Diskurses und der Haltungen, auf die verwiesen werden kann.

Klar soll an dieser Stelle auch nochmal betont werden, dass es keine eindeutigen Beweise für fremdgesteuerte Attentate gibt. Der Artikel untersucht nur Trauboths These genauer.

Rechtspopulistische Parteien

Mit einfacher Beobachtung wird jedoch klar, dass rechtspopulistische Parteien wie die AfD gezielt die frischen Emotionen weiter anheizen und für sich nutzen, um Stimmen zu gewinnen. [Quelle: AfD Blog] Zudem lässt sich eine drastische Diskursverschiebung feststellen: Der gesamte Wahlkampf fokussiert sich nahezu ausschließlich auf Migration und insbesondere Flucht – sichtbar etwa im Kanzlerduell zwischen Merz und Scholz sowie in ähnlichen Formaten.

Rechtspopulisten ziehen dabei eine simple Schlussfolgerung: Sind die Täter Asylsuchende, müsse man das Recht auf Asyl einschränken – dann kämen sie gar nicht erst ins Land. Während progressive und linke Lager in ihrer Antwort länger brauchen, da ihre Maßnahmen zur Bekämpfung solcher Taten differenzierter und detaillierter sind, profitieren Rechtspopulisten von der Dynamik des Wahlkampfs. Gerade in einer aufgeheizten Stimmung sind einfache Antworten für viele Wähler überzeugender.

Dies ist besonders brisant, weil rechtspopulistische Parteien oft wirtschaftsliberale Steuer- und Sozialprogramme vertreten, die der breiten und insbesondere weniger wohlhabenden Bevölkerung kaum zugutekommen. Die Verschiebung des Diskurses hin zur Migration kann daher als eine Art trojanisches Pferd dienen, um andere, für viele Wähler unvorteilhafte Programmpunkte durchzusetzen.

Spaltung der Gesellschaft

Die Emotionalisierung der Politik nimmt stark zu, und immer mehr treibt sich ein Keil zwischen beide Lager. Dies kann anderen Großmächten zugutekommen, die statt eines geeinten, gesellschaftlich stabilen Deutschlands und einer starken EU Unsicherheiten schüren, um Kontrolle zu gewinnen.

Gerade die Unterstützung radikaler Gruppen in fremden Ländern ist historisch ein gängiges Mittel, um Eigeninteressen durchzusetzen. Ein Zusammenhang zwischen der AfD und Russland – etwa durch Markus Frohnmaier –, die Unterstützung russischer Staatsmedien wie RT durch die AfD und die Partei selbst, die russische Narrative stützt, wie bei der Annexion der Krim oder der Forderung nach einem Stopp der Waffenlieferungen an die Ukraine als vermeintlich einzige langfristige Friedenslösung, bestärken diese Annahme nur.

Islamischer Staat

Ein Nutznießer eines gespaltenen Deutschlands kann natürlich auch der Islamische Staat sein. Zwar befeuern Anschläge kurz vor Wahlen sowohl antiislamische Parteien im Bundestag als auch eine restriktive Einwanderungspolitik, was zunächst als Widerspruch zu den Interessen des IS erscheinen mag. Doch das eigentliche Ziel des IS ist die Errichtung eines globalen islamischen Staates durch die Destabilisierung des Westens. Da Politik ein Thema ist, das schnell zu Streit und Spaltung führt, könnte auch die Planung von Anschlägen kurz vor Wahlen in ihrem Interesse liegen.

Allerdings kommt die Destabilisierung des Westens in den Jahren 2024 und 2025 insbesondere im Kontext des Ukraine-Kriegs und der Unterstützung für Kiew vor allem dem deutlich christlich-orthodoxeren Russland zugute – was kaum im Interesse islamistischer Gruppen liegen dürfte.

Person Jörg Trauboth

Zur weiteren Einordnung ist es auch von Relevanz, Trauboths Vergangenheit genauer zu betrachten. Er ist ehemaliger Generalstabsoffizier, internationaler Krisenmanager und Sicherheitsexperte, wie sich aus seiner Wikipedia-Seite ableiten lässt. [Wikipedia: Jörg Trauboth]

Seiner Website ist zu entnehmen, dass er in „über 300 Fällen bei Entführungen und Erpressungen sowie in der Begleitung zahlreicher Unternehmen bei Angriffen von innen und außen“ über Fallexpertise verfügt. [Trauboth Website: Leserbrief FAZ] Im selben Leserbrief macht er zudem deutlich, dass er vermutet, eine dritte Kraft könnte möglicherweise bereits Teil der Ermittlungen des Geheimdienstes sein.

Weitere Indizien

Ein im Januar 2025 erschienener Artikel im Spiegel deckt auf, dass afghanische Flüchtlinge für den russischen Geheimdienst gearbeitet haben sollen. Anwerbungen sollen etwa ab 2015 begonnen haben und wurden erstmals 2020 von der New York Times bekannt gemacht. [Quelle: Spiegel]

Einer der zwei festgenommenen Männer ist ein aus Russland eingereister Asylbewerber, der in Deutschland lebt. [Quelle: T-Online] Da Russland in der Vergangenheit auf unterer Ebene oft russische Nationalisten anheuerte, um in Deutschland Operationen durchzuführen – wie etwa die Ausspionierung kritischer Infrastruktur [Quelle: Verfassungsschutz] oder politische Morde [Quelle: Tagesspiegel] – bleibt auch hier die Absicht unklar.

Resonanz

Angesichts unserer begrenzten Kapazitäten erfolgt hier nur eine kurze Analyse. Wir bitten ausdrücklich darum, bei weiteren Erkenntnissen das untenstehende Kontaktformular zu nutzen, um die Wahrheitsfindung zu unterstützen.

Nach eingehender Recherche konnten keine weiteren Experten identifiziert werden, die diese These unterstützen oder in der Vergangenheit ähnliche Vermutungen aufgestellt haben.

Zur Analyse der gesellschaftlichen Resonanz wurden jedoch politische Influencer ausgemacht, die nach und vor dem Phoenix-Interview ähnliche Gedanken äußerten:

  • TikTok: @serhat.sisik 13.02.2025 - 128.000 Likes (Stand: 02.03.2025)
    • Kommentar: "Ich schwöre das ist alles deren Plan" (@__sarafedai__) - 36.700 Likes
    • Kommentar: "Alles geplant von den Blauen ???" (@breit_gebaut) - 18.000 Likes
    • Kommentar: "Die steckt doch dahinter… 100% die haben einen engagiert dafür" (@amaysa) - 7.755 Likes
  • TikTok: @anthony161_ 26.08.2024 - 829 Likes (Stand: 02.03.2025)

Dies bestätigt keineswegs die Richtigkeit der These, zeigt jedoch, dass eine solche Annahme durchaus gesellschaftlich geteilt wird.

Mitwirkende
Clarify Wiki Author: Jorit Vásconez Gerlach Jorit Vásconez Gerlach
Selbst Mitwirken
Themen
Deutschland, Politik
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Diese Seite wurde zuletzt am 28. April 2025 um 21:52 Uhr bearbeitet.