Veganismus und Insektensterben
Einführung
Während viele Nicht-Veganer oder frischgebackene Veganer denken, dass es sich hier um einen Widerspruch handelt, da Veganer sich dafür einsetzen, dass keine Tiere mehr leiden sollen und trotzdem Zug fahren, Auto fahren und Produkte aus der Landwirtschaft kaufen, bei denen ebenfalls Milliarden Insekten umkommen, bietet die Philosophie des Veganismus klare Antworten:
Die Definition
Die meisten veganen Tierrechtsaktivisten berufen sich auf die Definition der Vegan Society. Auf Deutsch übersetzt lautet sie wie folgt:
Veganismus ist eine Philosophie und Lebensweise, die versucht, - soweit möglich und praktikabel - alle Formen der Ausbeutung und Grausamkeit gegenüber Tieren für Nahrung, Kleidung oder andere Zwecke auszuschließen; und im weiteren Sinne die Entwicklung und Nutzung tierfreier Alternativen zum Wohle von Tieren, Menschen und der Umwelt fördert. In diätetischer Hinsicht bezeichnet es die Praxis der Abgabe aller Produkte, die ganz oder teilweise von Tieren stammen.
Hier finden sich direkte Antworten. Erstens handelt es sich um alle Tiere, sprich auch Kleintiere wie Insekten, doch auch umfasst die Philosophie einen Fokus auf die Beendigung von Ausbeutung und Grausamkeit gegenüber Tieren, wovon man beim Umgang mit Insekten durch Fahrten und Landwirtschaft nicht sprechen kann. Vielmehr fallen diese unter den Teil "im weiteren Sinne", wo als Fokus nach der Beendigung der Ausbeutung und Grausamkeit die Nutzung tierfreier Alternativen zum Wohle von Tieren angedacht ist.
Ausbeutung und Grausamkeit
Es ist also wichtig, sich ins Gedächtnis zu rufen, dass wir keine Schlachthäuser für Insekten haben, in denen sie extra herangezüchtet werden, nur mit der Absicht, sie anschließend zu "Produkten" zu verarbeiten. Zumindest in Straßenverkehr und Landwirtschaft gibt es keine solche Praxis. Eine Form von Ausbeutung von Insekten findet im veganen Leben also keinen Platz.
Auch wenn es durchaus grausam sein mag, was Schmetterlinge, Fliegen und andere Insekten für Leid durchmachen, kommt es auf die Intention an, um zu bewerten, ob es sich um Grausamkeit seitens des Fahrers oder des Landwirts handelt.
In der Tierindustrie von Fleisch bis Eier kauft man "Produkte" vor allem aus Genuss, in anderen Worten Spaß. Kurz sagt die vegane Philosophie: "Man tötet Tiere nur aus Spaß am Genuss", was als grausam betrachtet wird.
Beim Transport und in der Landwirtschaft liegt die Intention woanders. Man fährt nicht, weil man Spaß am Sterben der Insekten hat, sondern um ein Ziel zu erreichen. Wenn man ausweichen könnte, dann würde ein Veganer dies tun. Von Grausamkeit kann somit nicht die Rede sein.
Die Unvermeidbarkeit
Nach veganer Definition geht es um Insekten, die in Szenarien wie dem Verkehr umkommen, also im weiteren Sinne zu schützen, da es sich hier nicht um Ausbeutung oder Grausamkeit der Person handelt. Der Zusatz soweit möglich und praktikabel weist auf etwas weiteres hin.
Suicide Fallacy
In der Philosophie und Ethik gibt es ein Problem der Suicide Fallacy. Während man anstrebt, Leid komplett zu verhindern, wird es nie vollständig möglich sein, sodass man am Ende sich selbst töten müsste, und selbst das würde Schaden und Leid hinterlassen.
Deswegen findet sich in der veganen Definition der Zusatz "soweit möglich und praktikabel". Während es komplett möglich und praktikabel ist, in herkömmlichen westlichen Supermärkten einen veganen Einkauf zu tätigen: Gemüse, Obst, Snacks (Beispiel: Chips, Popcorn, Oreos, Gummibärchen), Müsli, Brot, Marmeladen, Nuss-Cremes, ggf. Ersatzprodukte und mehr, ist es eher weniger umsetzbar im Transport.
Jedoch, wenn es etwas gibt wie eine leitende Windschutzscheibe (ohne extreme Mehrkosten), sodass Insekten daran nicht sterben, oder Sicherheitsmechanismen für die Landwirtschaft, appellieren Veganer ebenso, diese zu nutzen.