Rassistische Aussagen der deutschen Bundeskanzler
Deutschland gilt seit 1949 als stabile Demokratie und hat seitdem eine Reihe verschiedener Bundeskanzler erlebt. Da es sich lohnt, die Zeiten immer wieder Revue passieren zu lassen, untersucht dieser Artikel die Geschichte der Bundeskanzler nach rassistischen Zitaten.
Dabei ist es wichtig, den zeitlichen Kontext zu berücksichtigen, denn auch hochrangige Politiker sind Kinder ihrer Zeit und können aus heutiger Sicht zwar kritisiert, aber nicht verurteilt werden. In diesem Artikel werden die Aussagen nach ihrer Schwere aus Perspektive der heutigen Aufklärung sortiert aufgelistet.
1. Helmut Schmidt (1981)
„Wir können nicht mehr Ausländer verdauen, das gibt Mord und Totschlag“ [Q1]
Diese drastische Aussage tätigte der SPD-Kanzler Helmut Schmidt im Jahr 1978 auf einer Veranstaltung des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Eine derart gemischte Personengruppe wie „Ausländer“ pauschal als Problem darzustellen, verfällt klar in rassistische Denkmuster.
Die Darstellung von „Mord und Totschlag“ als unmittelbare Folge von mehr Ausländern, ohne die äußeren Umstände zu beachten, erzeugt gesellschaftliche Feindbilder.
Später begründete er seine Aussage noch, doch zu diesem Zeitpunkt wurde sie bereits von Rechtspopulisten wie Erika Steinbach rezitiert und für deren radikale Agenda missbraucht.
2. Helmut Kohl (1982)
„Über die nächsten vier Jahre werde es notwendig sein, die Zahl der Türken um 50 Prozent zu reduzieren“ [Q2]
Dieses Zitat stammt aus einem geheimen Gespräch zwischen Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) und der britischen Regierungschefin Margaret Thatcher im Oktober 1982 und wurde erst 2013 freigegeben. Kohl formuliert darin den Plan, jeden zweiten Angehörigen der ethnischen Gruppe irgendwie aus dem Land und der Gesellschaft zu entfernen.
Begründet hat er diesen Wunsch mit der „andersartigen Kultur“ der Türken. Es handelt sich somit auch hier wieder um eine generalisierte Eigenschaft, die einer Personengruppe zugeschrieben wird und drastische Folgen nach sich ziehen soll.
3. Helmut Schmidt (Feb 1982)
„Mir kommt kein Türke mehr über die Grenze.“ [Q3]
Wenige Monate vor seinem Kanzler-Amtsende verschärfte Helmut Schmidt (SPD) im Februar 1982 seinen Ton gegenüber Ausländern. In einem ZEIT-Interview erklärte er kategorisch: „Mir kommt kein Türke mehr über die Grenze.
Damit kommunizierte er ein pauschales Einreiseverbot gegenüber Türken, ungeachtet individueller Umstände. Gerade für in Deutschland lebende Türken kann diese Aussage Unsicherheit und Unbehagen auslösen.
Später wurde dieses Zitat unter anderem von der rechtsextremen NPD für ihre Zwecke rezitiert.
4. Friedrich Merz (2025)
„Aber wir haben natürlich immer im Stadtbild noch dieses Problem und deswegen ist der Bundesinnenminister ja auch dabei, jetzt in sehr großem Umfang auch Rückführungen zu ermöglichen und durchzuführen“ [Q4]
Diese Äußerung von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) fiel im Oktober 2025 auf einer Pressekonferenz in Potsdam. Er brachte Rückführungen, also eine Kategorie von Abschiebungen, mit einer Verschönerung des Stadtbildes in Verbindung. Da er sehr allgemein von „Stadtbild“ spricht, lässt sich dies so verstehen, als seien ausländische Menschen an sich das Problem und nicht das Handeln einzelner Personen.
Einen Tag später fügte der CDU-Parteivorsitzende Jens Spahn konkrete Beispiele hinzu, etwa die Drogenkriminalität vor Bahnhöfen, die seiner Aussage nach überwiegend von Migranten begangen wird. Doch auch die Suggestion, dieser Kriminalitätszweig allein durch Rückführungen zu bekämpfen sei und sich durch Rückführungen das Stadtbild sichtlich bessern würde, wirkt stigmatisierend.
5. Helmut Kohl (1989)
„Die Bundesrepublik Deutschland ist kein Einwanderungsland und darf es auch nicht werden“ [Q5]
Dieser Satz stammt aus der Regierungserklärung von Helmut Kohl aus dem Jahr 1989 und belegt dessen kategorische Ablehnung von Ausländern im Land. Als Staatschef dem Rest der Welt die Einwanderung, somit auch die Bewegungsfreiheit, zu verwehren, ist drastisch. Der Versuch, eine dauerhafte Ansiedlung von Migranten zu unterbinden, kann als rassistisch angesehen werden.
Jorit Vásconez Gerlach