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Die 6 Säulen des Kommunismus – Welche sind diese?
6 min 2025-04-30

Die 6 Säulen des Kommunismus

Kommunisten fordern seit jeher eine radikale Neuordnung der Gesellschaft. Die Vorstellungen darüber, wie diese neue Ordnung konkret aussehen soll, reichen vom demokratischen Sozialismus bis zur zentralistisch geplanten Ökonomie – ein breites ideengeschichtliches Feld mit oft widersprüchlichen Strömungen. Doch trotz aller Unterschiede lassen sich aus Theorie und Praxis des Kommunismus zentrale Prinzipien herausfiltern: Grundpfeiler, die das Fundament jener Vision bilden, die über die bloße Kritik am Kapitalismus hinausweist.

Es gibt also kein einheitliches, allgemein anerkanntes Modell der "Säulen des Kommunismus", aber das Verständnis von "Kommunismus" kann auf die folgenden sechs Fundamente reduziert werden.

Definition

Eine Theorie oder ein System der sozialen Organisation, in dem das gesamte Eigentum der Gemeinschaft gehört und jede Person entsprechend ihren Fähigkeiten und Bedürfnissen beiträgt und erhält. — Oxford Languages Definition (Übersetzt)

Der Begriff stammt aus dem Lateinischen:

  • communis = „gemeinsam“, „gemeinschaftlich“

Frühformen des kommunistischen Denkens reichen bis in die Antike zurück, etwa bei Platon oder in urchristlichen Gemeinden. Moderne kommunistische Theorien wurden besonders durch Karl Marx und Friedrich Engels im 19. Jahrhundert geprägt.

Die Säulen

Aus diesem Grundverständnis lassen sich die folgenden sechs Grundpfeiler ableiten:

1. Gemeinschaftliches Eigentum an Produktionsmitteln

Bedeutung: Land, Fabriken und Rohstoffe gehören nicht Einzelnen, sondern der Gemeinschaft.

Warum essenziell? Eigentum ist im Kapitalismus die Grundlage für Ausbeutung und Ungleichheit. Wenn Produktionsmittel allen gehören, können auch alle gleichermaßen über die Verwendung und Verteilung entscheiden. Erste philosophische Ansätze dazu finden sich etwa bei Platon. [Q2: Platon, Politeia]

2. Klassenlose Gesellschaft

Bedeutung: Es existieren keine sozialen Klassen, die auf Besitz- oder Machtunterschieden beruhen.

Warum essenziell? Klassen spalten die Gesellschaft und führen zu struktureller Ungleichheit. Eine klassenlose Gesellschaft soll Gleichheit und sozialen Frieden fördern. Ein frühes Beispiel: urchristliche Gemeinden lebten in Gütergemeinschaft. [Q3: Apostelgeschichte 2,44–45]

3. Staatenlosigkeit (als Fernziel)

Bedeutung: Der Staat als Herrschaftsinstrument verschwindet, sobald keine Klassenunterdrückung mehr existiert.

Warum essenziell? Der Staat dient laut marxistischer Theorie zur Aufrechterhaltung von Klassengegensätzen. Mit Überwindung dieser Gegensätze verliert er seine Funktion. Schon frühkommunistische Bewegungen wie die Diggers lehnten den Staat als Instrument der Unterdrückung ab. [Q4: Christopher Hill, The World Turned Upside Down]

4. Verteilung nach Bedürfnissen

Bedeutung: Menschen erhalten nicht gemäß ihrer Leistung, sondern entsprechend ihrer individuellen Bedürfnisse.

Warum essenziell? Die klassische Marktlogik produziert Überfluss für wenige und Mangel für viele. Kommunistische Gesellschaften sollen Bedürfnisse statt Profite ins Zentrum stellen. Diese Idee findet sich bereits bei Thomas Morus in Utopia. [Q5: Thomas Morus, Utopia (1516)]

5. Internationale Solidarität

Bedeutung: Die Emanzipation des Menschen wird als globales Projekt verstanden – jenseits nationaler Grenzen.

Warum essenziell? Kapitalismus wirkt global – Ausbeutung ebenso. Nur durch internationalen Zusammenschluss kann weltweite soziale Gerechtigkeit entstehen. Bereits Marx und Engels betonten: „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“ [Q6: Marx/Engels, Kommunistisches Manifest (1848)]

6. Kollektive Organisation der Wirtschaft

Bedeutung: Die Wirtschaft wird demokratisch geplant statt durch Marktmechanismen gesteuert.

Warum essenziell? Der Markt orientiert sich an Gewinn, nicht am Bedarf. In kollektiv organisierten Modellen entscheiden Gemeinschaften selbst über Produktion, Verteilung und Verbrauch – etwa in Räte- oder Genossenschaftsstrukturen. [Q7: G.D.H. Cole, Robert Owen (1925)]

Fazit: Kommunismus in der Praxis

Der Kommunismus verfolgt als theoretisches Ziel eine herrschaftsfreie und egalitäre Gesellschaft. In der historischen Realität wurde dieses Ziel jedoch meist über zentralistisch organisierte Übergangsformen des Sozialismus angestrebt. Diese führten in vielen Fällen zu autoritären Systemen mit starker Machtkonzentration in den Händen einzelner Parteien. Beispiele dafür sind die Sowjetunion, die DDR, China und Venezuela. In diesen Fällen endete die praktische Umsetzung oft im Widerspruch zu den kommunistischen Idealen.

Wichtig ist, Sozialismus nicht als einheitliches Modell zu verstehen. Es existieren unterschiedliche Ausprägungen, die sich teils grundlegend voneinander unterscheiden. Während der autoritäre Staatssozialismus in der Geschichte dominierte, blieben andere Ansätze wie dezentral organisierte und basisdemokratische Bewegungen weitgehend unversucht oder wurden frühzeitig unterdrückt.

Zu diesen Alternativen zählen etwa der Rätekommunismus, Anarchosyndikalismus, Anarchokommunismus, Mutualismus, libertärer Marxismus und der libertäre Sozialismus. Gemeinsam ist ihnen das Ziel einer dezentralen, demokratisch organisierten Gesellschaft auf Basis kollektiver Selbstverwaltung. Ihre Prinzipien lassen sich heute in kleinen, funktionierenden Strukturen wiederfinden – etwa in solidarischer Landwirtschaft, Genossenschaften, Gewerkschaften oder basisdemokratischen Unternehmen.

Mitwirkende
Clarify Wiki Author: Jorit Vásconez Gerlach Jorit Vásconez Gerlach
Selbst Mitwirken
Themen
Kommunismus, Säulen
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Diese Seite wurde zuletzt am 30. April 2025 um 21:17 Uhr bearbeitet.